"Physharmonika" ist
einer der vielen älteren Namen des Instrumentes
"Harmonium". Bevor sich die Bezeichnung
"Harmonium", die auf ein Patent des
französischen Instrumentenbauers Alexandre-François
Debain im Jahre 1842 zurückgeht, gegen Ende des
19. Jahrhunderts allgemein durchsetzte, waren die
unterschiedlichsten, fantasievoll gebildeten
Namen in Gebrauch, z. B. "Panharmonikon",
"Orgue-expressif", "Melodium",
"Melodica", "Aeoline" und
"Aeolodikon". Das Harmonium ist in systematisch-instrumentenkundlicher
Betrachtungsweise keine Orgel, da es zwar eine
Klaviatur und ein Balgsystem, aber keine Pfeifen
hat. Der Klang wird ähnlich wie in der
Mundharmonika oder im Akkordeon von frei
schwingenden Metallzungen erzeugt. Während
Mundharmonikas und Akkordeons grundsätzlich
sowohl mit Saugwind als auch mit Druckwind
gespielt werden, ist die Windrichtung bei
Harmoniums immer auf eine der beiden Möglichkeiten
festgelegt. Die in Europa im frühen 19.
Jahrhundert erfundenen Harmonium-Instrumente
arbeiteten zunächst ausschließlich mit
Druckwind. Das Saugwind-Prinzip wurde später in
den USA zur Marktreife gebracht und hatte einen
so großen wirtschaftlichen Erfolg, dass sich im
20. Jahrhundert auch viele europäische Fabriken
diesem Trend anschlossen.
Die einzige Zungenreihe
der hier ausgestellten Physharmonika ist ständig
eingeschaltet. Die beiden äußeren Registerzüge
betätigen ein in Bass und Diskant geteiltes
"Forte", bei dem sich im Inneren eine
Klappe vor den Zungen öffnet. Mit dem mittleren
Zug wird die Expression aktiviert, eine
Vorrichtung, die den mit den Tritten erzeugten
Wind ohne Umweg über ein Magazin in die Windlade
strömen lässt, so dass sich Druckschwankungen
durch langsames oder schnelles Treten unmittelbar
auf die Lautstärke des Instrumentes auswirken.
(*) "Spiel" bezeichnet beim Harmonium
eine Zungenreihe; als selbstständiger
Klangerzeuger entspricht es etwa einem Register
in einer Orgel. Die Anzahl der Registerzüge ist
bei Harmoniums in der Regel wesentlich größer
als die Anzahl der Spiele, weil aus einem Spiel
durch unterschiedliche Windzufuhr und/oder
Abdeckung verschiedene Klangfarben und Klangstärken
gewonnen werden (siehe Exponat 09 Hörügel-Harmonium).
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