Das Fortepiano oder Pianoforte -
beide Namen bedeuten dasselbe - wurde als "Clavicembalo
col piano e forte" (Klavizimbel mit Piano
und Forte) von dem Italiener Bartolomeo
Cristofori (1655-1732) erfunden. Die Namensgebung
"Clavicembalo" verrät sein
erfinderisches Interesse, die durch die Stärke
des Tastenanschlags nicht veränderbare Lautstärke
des Cembalos durch eine neuartige Mechanik für
den Spieler differenzierbar zu machen. Cristofori
entwickelte jedoch nicht das
Klangerzeugungsprinzip des Cembalos - Anzupfen
der Saiten mit Federkielen - weiter, sondern er
erfand ein neues: Anschlagen der Saiten mit Hämmerchen.
Cristoforis Erfindung wurde im 18. Jahrhundert
hauptsächlich in Deutschland tradiert und
weiterentwickelt (s. Exponat 27 Hammerflügel). In
der deutschsprachigen Literatur taucht statt der im 18.
Jahrhundert ausschließlich verwendeten,
italienischen Bezeichnung "Fortepiano"
oder "Pianoforte" häufig der synonyme
Begriff "Hammerklavier" auf, jedoch
erst seit dem 19. Jahrhundert. Offensichtlich
geht er auf Tendenzen in dieser Zeit zurück,
Fremdwörter einzudeutschen. Ludwig van Beethoven
schrieb 1817 an seinen Verleger Steiner: Wir
haben nach eigener Prüfung und nach Anhörung
unseres Conseils beschlossen und beschließen,
dass hinfüro auf allen unsern Werken, wozu der
Titel deutsch, statt Pianoforte Hammerclavier
gesetzt werde.
Eine Besonderheit des
Wegmann-Fortepianos ist der rechte Kniehebel, mit
dem eine Klappe auf der rechten Seite des Gehäuses
emporgehoben wird, so dass mehr Klangenergie in
den Raum abstrahlen kann. Der linke Kniehebel hat
die übliche Funktion der Dämpfungsaufhebung.
Der Tonumfang beträgt FF-f'''.
Die Werkstatt Wegmann
war eine bedeutende Orgel- und
Instrumentenmacherdynastie in Südhessen. Der
Werkstattgründer Hans Conrad Wegmann (1699-1738)
wurde in der Schweiz geboren; 1733 trat er in den
Dienst des Hofes zu Darmstadt. Sein Sohn Philipp
Ernst (1734-1778) leistete 1762 in Frankfurt am
Main den Bürgereid, wo er die Orgelbauwerkstatt
seines Stiefvaters Johann Christian Köhler,
eines ehemaligen Gesellen von Hans Conrad
Wegmann, übernahm. 1765 wurde sein Sohn Johann
Benedikt Ernst, der Erbauer unseres Exponates, in
Frankfurt geboren.
Johann Benedikt Ernst
Wegmann übernahm die Werkstatt nicht unmittelbar
von seinem Vater. Dieser starb 1778 auf dem
Schiff Springfield beim vierten Rekrutentransport
des Hessischen Hilfskorps der Großbritannischen
Armee bei der Überfahrt von Portsmouth nach New
York; anscheinend hatten ihn seine anlässlich
eines Orgelbaus in Götzenhain quellenmäßig überlieferten,
ärmlichen Lebensverhältnisse bewogen, in die
Vereinigten Staaten auszuwandern. Sein Geselle
Johann Friedrich Meynecke führte die Werkstatt
vorübergehend weiter; 1780 wird Johann Benedikt
Ernst Wegmann als "Diszipul" (Schüler)
Meyneckes genannt. 1796 schwor er in Frankfurt
den Bürgereid; er starb 1828 unverheiratet als
Orgel-, Musikalien- und Instrumentenmacher.
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