• Erbauer: Johann Benedikt Ernst Wegmann, Frankfurt am Main
  • Baujahr: 1797
  • Sammlung Otto Heuss
Das Fortepiano oder Pianoforte - beide Namen bedeuten dasselbe - wurde als "Clavicembalo col piano e forte" (Klavizimbel mit Piano und Forte) von dem Italiener Bartolomeo Cristofori (1655-1732) erfunden. Die Namensgebung "Clavicembalo" verrät sein erfinderisches Interesse, die durch die Stärke des Tastenanschlags nicht veränderbare Lautstärke des Cembalos durch eine neuartige Mechanik für den Spieler differenzierbar zu machen. Cristofori entwickelte jedoch nicht das Klangerzeugungsprinzip des Cembalos - Anzupfen der Saiten mit Federkielen - weiter, sondern er erfand ein neues: Anschlagen der Saiten mit Hämmerchen. Cristoforis Erfindung wurde im 18. Jahrhundert hauptsächlich in Deutschland tradiert und weiterentwickelt (s. Exponat 27 Hammerflügel).

In der deutschsprachigen Literatur taucht statt der im 18. Jahrhundert ausschließlich verwendeten, italienischen Bezeichnung "Fortepiano" oder "Pianoforte" häufig der synonyme Begriff "Hammerklavier" auf, jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert. Offensichtlich geht er auf Tendenzen in dieser Zeit zurück, Fremdwörter einzudeutschen. Ludwig van Beethoven schrieb 1817 an seinen Verleger Steiner: Wir haben nach eigener Prüfung und nach Anhörung unseres Conseils beschlossen und beschließen, dass hinfüro auf allen unsern Werken, wozu der Titel deutsch, statt Pianoforte Hammerclavier gesetzt werde.

Eine Besonderheit des Wegmann-Fortepianos ist der rechte Kniehebel, mit dem eine Klappe auf der rechten Seite des Gehäuses emporgehoben wird, so dass mehr Klangenergie in den Raum abstrahlen kann. Der linke Kniehebel hat die übliche Funktion der Dämpfungsaufhebung. Der Tonumfang beträgt FF-f'''.

Die Werkstatt Wegmann war eine bedeutende Orgel- und Instrumentenmacherdynastie in Südhessen. Der Werkstattgründer Hans Conrad Wegmann (1699-1738) wurde in der Schweiz geboren; 1733 trat er in den Dienst des Hofes zu Darmstadt. Sein Sohn Philipp Ernst (1734-1778) leistete 1762 in Frankfurt am Main den Bürgereid, wo er die Orgelbauwerkstatt seines Stiefvaters Johann Christian Köhler, eines ehemaligen Gesellen von Hans Conrad Wegmann, übernahm. 1765 wurde sein Sohn Johann Benedikt Ernst, der Erbauer unseres Exponates, in Frankfurt geboren.

Johann Benedikt Ernst Wegmann übernahm die Werkstatt nicht unmittelbar von seinem Vater. Dieser starb 1778 auf dem Schiff Springfield beim vierten Rekrutentransport des Hessischen Hilfskorps der Großbritannischen Armee bei der Überfahrt von Portsmouth nach New York; anscheinend hatten ihn seine anlässlich eines Orgelbaus in Götzenhain quellenmäßig überlieferten, ärmlichen Lebensverhältnisse bewogen, in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Sein Geselle Johann Friedrich Meynecke führte die Werkstatt vorübergehend weiter; 1780 wird Johann Benedikt Ernst Wegmann als "Diszipul" (Schüler) Meyneckes genannt. 1796 schwor er in Frankfurt den Bürgereid; er starb 1828 unverheiratet als Orgel-, Musikalien- und Instrumentenmacher.

  Autographe Signatur im Kästchen links neben der Klaviatur:
Verfertiget von
B. Ernst Wegmann
in Frfurth
   

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FORTEPIANO